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Podcast: Wie digital müssen Kitas sein?
Per Smartphone schnell eine Sprachnachricht an Freunde schicken, mit dem Laptop online nach einem neuen Sommer-Outfit suchen, den aktuellen Roman der Lieblingsautorin auf dem E-Book lesen – digitale Medien prägen den modernen Alltag und sind aus dem heutigen Leben kaum wegzudenken. Doch wie sehr sollten schon die Kleinsten mit ihnen in Kontakt kommen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Projekt „DiKit - Digitale Medien in der Kita“, einem Verbundvorhaben der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg. Über Chancen und Herausforderungen, die die Digitalisierung in Kitas mit sich bringt, sprechen die Journalismus-Studentinnen Vera Reinicke und Morwenna Lehmann mit Projektleiterin Prof. Dr. Annette Schmitt und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Sven Hohmann in der neuesten Podcast-Folge des „Science Talk“.
„Medien durchziehen einfach unser Leben und das ist für Kinder wirklich inzwischen von Anfang an so“, sagt Annette Schmitt, Professorin für Bildung und Didaktik im Elementarbereich an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Vor allem leicht zu bedienende Bildschirmmedien wie Tablets und Smartphones seien, im Gegensatz zu Laptop und Desktop-Computer, so eng in unser Leben eingewoben „wie ein Körperteil“. Deshalb sind sie und ihr Team davon überzeugt, dass man mit dem kreativen Einsatz von Medien viele schöne Projekte mit Kindern gestalten kann. „Unsere Idee ist, dass wir die Kitas dabei unterstützen wollen, auch mit digitalen Medien zu arbeiten und Bildungsprozesse mit digitalen Medien zu begleiten.“
Dabei verliert das Team allerdings nicht die generelle pädagogische Ausrichtung der Kita und die persönlichen Präferenzen und Voraussetzungen der Fachkräfte aus dem Blick. Laut Annette Schmitt wird meist in zwei Gruppen von Pädagogen unterteilt: Diejenigen, die sehr medienaffin sind und sehen, dass Kinder mithilfe der Technik viel dazulernen können, und diejenigen mit der traditionellen Haltung, „alles, was einen Bildschirm hat oder digital ist, das schadet unseren Kindern“, erklärt die Projektleiterin. „Wir haben den Eindruck, dass es viel differenzierter ist. Also dass es zwischen medienablehnend und medieneuphorisch ganz viele feine Abstufungen gibt. Das wollen wir uns genauer anschauen.“
Dies soll anhand eines deutschlandweit verschickten Fragebogens und der Detailanalyse in Zusammenarbeit mit neun exemplarischen Kitas mit unterschiedlichen Haltungen zum Einsatz digitaler Medien erfolgen. „Wir wollen uns die Vielfalt anschauen und die Kitas dabei unterstützen, dass sie ihren Weg gehen im Umgang mit Medien.“
Denn eines sei dem Projektteam ebenfalls klar: Es gebe nicht den einen richtigen Weg. „Es ist nicht so, dass Kinder das unbedingt in der Kita lernen müssen. Man kann auch eine super stärkende kindzentrierte Pädagogik umsetzen, indem die Kita nichts an Medien hat“, bekräftigt Annette Schmitt. Allerdings ist sie auch der Überzeugung, dass Smartphone, Tablet und Co einfach zum Leben dazugehören. „Man ist eigentlich auf einem verlorenen Posten, wenn man sagt, da halten wir Kinder weg von.“ Besonders vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie würden digitale Medien einen enormen Vorteil bieten. In den vergangenen Monaten seien „viele Einrichtungen auch wahnsinnig kreativ geworden, was sie jetzt alles einsetzen“, unterstreicht Sven Hohmann vom Projektteam.
Doch nicht nur das „Ob“, sondern auch das „Wie“ und „Wie oft“ werden im Projekt „DiKit“ thematisiert. Eine große Herausforderung ist laut Forschungsteam die Regulation des Mediengebrauchs. Das gelte für Erwachsene wie Kinder. „Es gibt Einrichtungen, da lernen Kinder allein schon durch das soziale Umfeld, in dem sich die Einrichtung befindet, einen sehr behutsamen, vielleicht auch kritischen Umgang mit solchen Medien“, erklärt Sven Hohmann. „Auf der anderen Seite kontrastierend dazu gibt es eben entsprechend auch Einrichtungen, die sich ganz anderen Herausforderungen stellen müssen, beispielsweise, wo Kinder sehr frühzeitig von Haus aus sehr viel mit digitalen Medien in Kontakt kommen, diese selbst in der Hand haben, ohne dass es auch adäquat begleitet wird.“ Eine individuelle Ausrichtung von Konzepten sei daher unabdingbar.
Das Projekt „DiKit“ ist im Juli 2020 gestartet und gehe nun in die „heiße Phase“, in der die Einrichtungen aktiv begleitet werden, wie Anette Schmitt verrät. „Deshalb sind wir selbst gespannt, was die Einrichtungen dort alles für tolle Tools anbieten“, ergänzt Sven Hohmann. Wie genau die Forschungsarbeit aussehen soll und welche Themenschwerpunkte noch zu beachten sind, erfahren die Hörer in der 23. Folge des Podcasts „Science Talk“.
Text: Karoline Klimek
Über den Science Talk
Wissenschaft kompakt und kurzweilig aufbereiten – das ist das Konzept des Formats „Science Talk“. Entstanden ist es innerhalb des TransInno_LSA-Teilprojekts „VTrans – Verstetigung von Transferprozessen“. Neben Live-Talks werden Themen aus den Bereichen Forschung, Gründung und Transfer seit November 2020 auch als Podcast zum Nachhören aufbereitet. Am 3. November ist die dritte Staffel gestartet. Neue Folgen gibt es regelmäßig immer mittwochs im Zwei-Wochen-Rhythmus ab 8 Uhr. Reinhören können Interessierte kostenfrei bei Spotify sowie auf der Website www.sciencetalk.net. Informationen zur aktuellen Folge veröffentlicht das Podcast-Team zudem auf dem Instagram-Kanal vtrans_sciencetalk.
Die nächsten Termine im Überblick
- 19. Januar: Prof. Dr. Matthias Quendt, Dozent im Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien an der Hochschule Magdeburg-Stendal, Forschungsschwerpunkte: Rechtsextremismus, Radikalisierung und Hasskriminalität
- 2. Februar: Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke, Dozentin im Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit an der Hochschule Magdeburg-Stendal und Forschungspreisträgerin des Science Days 2019, Arbeitsschwerpunkte: Stoffstrom- und Ressourcenmanagement und Verpackungsrecycling
- 16. Februar: Prof. Dr. Susanne Borkowski, Vertretung der Professur für kindliche Entwicklung und Gesundheit an der Hochschule Magdeburg-Stendal (unter Vorbehalt)