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Masterarbeit: Wie Hochschulen Gründungsprozesse unterstützen können

ExFo-Mitarbeiter untersucht mithilfe von Experteninterviews die Übertragbarkeit von Best- Practice-Beispielen auf den Hochschulverbund.

Foto: Tierney/stock.adobe.com

Schlagzeilen wie „Start-Up der TH Köln entwickelt Buchfinder-App“ oder „Entwicklung einer intelligenten und cloudbasierten Sound-Bibliothek für Musikproduktionen“ sind immer häufiger zu finden. Dahinter stecken oft Gründerteams an Hochschulen, die aus einfachen Ideen hochinnovative Lösungen entwickeln. Doch bis dahin ist es ein weiter und schwieriger Weg, der nicht selten scheitert. Inwieweit können Hochschulen diesen Gründungsprozess unterstützen und welche konkreten Unterstützungsangebote brauchen die Gründerteams? Paul-Lukas Hannen, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Existenzgründungen aus Hochschulen forcieren“ (ExFo), hat neueste Erkenntnisse in seiner Masterarbeit aufgearbeitet.

In den zurückliegenden Jahren hat das ExFo-Team ein umfangreiches Screening der Hochschullandschaft durchgeführt. Zudem wurde mittels einer groß angelegten Studie mit Studierenden und Alumni der drei im Verbundprojekt TransInno_LSA beteiligten Hochschulen Harz, Magdeburg-Stendal und Merseburg reelle Bedarfe ermittelt. Im Rahmen seiner Masterarbeit hat Paul-Lukas Hannen nun mithilfe von Experteninterviews die innovativen Hochschulen zu den identifizierten Best-Practice-Beispielen befragt. Ziel war es, die Übertragbarkeit der bekannten Erfolgsmodelle auf den Hochschulverbund zu prüfen. Des Weiteren ist Hannen der Frage nachgegangen, wie Hochschulen selbstständig innovative Konzepte zur Gründungsförderung entwickeln können. Auf Basis dieser beiden Fragestellungen und der Auswertung der erhobenen Daten hat er verschiedene Handlungsempfehlungen entwickelt.

Hochschulleitung spielt entscheidende Rolle

Ein Ergebnis der Masterarbeit ist, dass Gründerzentren ihre Arbeit nur erfolgreich ausüben können, wenn sie volle Unterstützung seitens der Hochschulleitung erhalten. Eine klare Strategie ist laut Hannen dabei ebenso wichtig wie der Einbezug der verschiedenen Fachbereiche. Hochschulen seien zwar vorrangig Wissensträger, würden aber auch eine wesentliche Rolle als regionaler Wirtschafsfaktor einnehmen. Sie seien daher angehalten, ihr Wirtschaftsumfeld stetig neu zu bewerten und darauf zu reagieren. Die Kommerzialisierung des Wissens bzw. die Existenzgründungen aus Hochschulen seien dabei essenzielle Faktoren. Für die Umsetzung seien jedoch insbesondere die Hochschulleitungen verantwortlich. Eine Sensibilisierung der Entscheidungsträger für Gründeraktivitäten sei daher, so Hannen, essenziell. Entscheidend dafür seien ein transparenter Dialog sowie das Aufzeigen der damit verbundenen Chancen für alle beteiligten Akteure.

Neben der institutionellen Unterstützung nennt Paul-Lukas Hannen auch die finanzielle Planbarkeit als entscheidenden Faktor für ein Gelingen von Unternehmungsgründungen. Die Beantragung von Drittmitteln stellt aus seiner Sicht hierbei eine Hürde dar, der aber entgegengewirkt werden kann. Hilfreich könnten konkrete Fortbildungs- und Weiterbildungsangebote für die Projektmitarbeiter sein. Darüber hinaus sollten laut Hannen die Stärken eines Verbundprojektes genutzt werden. Ein konstruktiver Austausch der Gründerzentren untereinander könnte durch gegenseitige Unterstützung und Beratschlagung dem „Fördermittelproblem“ zusätzlich entgegenwirken. Langfristig führe an der Einstellung von Fördermittelexperten aber kein Weg vorbei.

Austausch und Wissensmanagement als Grundlage

Nicht nur beim Thema Finanzen sieht Hannen einen Vorteil im Austausch der Hochschulen untereinander. In Workshops oder regelmäßigen Meetings könnten sämtliche Erfahrungen miteinander geteilt und voneinander gelernt werden. Durch die Übernahme von anderen Konzepten bestehe zudem die Chance, von denen zu lernen, die diese Konzepte bereits umgesetzt haben. Bei dem Transfer von Best-Practice-Beispielen sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Konzepte nicht „blind“ übernommen werden. Die Inhalte sollten sowohl für die Hochschule, als auch für die Region angemessen und verhältnismäßig sein und zu dem äußeren Umfeld passen, vor allem im Hinblick auf die Wirtschaftspartner.

Als weiteres Ergebnis benennt Paul-Lukas Hannen in seiner Masterarbeit die Notwendigkeit eines bewussten Wissensmanagements innerhalb der Teams. Die Experteninterviews hätten aufgezeigt, dass gerade durch die oft einhergehende Unsicherheit durch drittmittelfinanzierte Projekte und der fraglichen Projektverlängerungen die Fluktuation von Mitarbeitern ein reales Szenario ist und die Teams und Hochschulen vor Probleme stellt. Eine klare Festlegung von Zielen und Inhalten biete die Chance, die erarbeiteten Inhalte zu bewahren.

Die Masterarbeit "Existenzgründungsförderung an Hochschulen. Eine Analyse der Transferfähigkeit von innovativen Konzepten am Beispiel des TransInno-Projektes in Sachsen-Anhalt" von Paul-Lukas Hannen ist in der Bibliothek der Hochschule Harz einsehbar.

Text: ExFo