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Podcast: Wie Technik dem Menschen helfen kann
Ein Leben ohne modernste Technik ist heutzutage kaum denkbar. Welche Vorteile diese für Menschen haben kann und wie möglichst bedarfsorientiert neue Produkte entwickelt werden können, damit beschäftigt sich Prof. Dr. rer. nat. Olaf Ueberschär. Er ist Professor im Studiengang „Mensch-Technik-Interaktion“ an der Hochschule Magdeburg-Stendal und zusätzlich als Fachbereichsleiter Biomechanik und Sporttechnologie am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig tätig, dem „zentralen Forschungsinstitut für den deutschen Leistungssport“, wie er erklärt. Wie er beide Welten miteinander in Forschung und Lehre verbindet, erzählt er Moderatorin Vera Reinicke in der 30. Folge des Podcast-Formats "Science Talk".
Die Interaktion von Mensch und Technik ziehe sich durch alle Lebensbereiche – von speziellen Situationen wie der Benutzung von PC, Mikrofon und Webcam bei virtuellen Meetings bis hin ins Alltägliche. „Wir wachen auf, schauen auf das Handy. Oder im besten Fall werden wir vielleicht durch das Handy geweckt mit einer schönen Melodie“, führt Olaf Ueberschär beispielhaft an. Neben der digitalen Nutzung gehören aber auch mechanische Formen des Zusammenspiels zwischen Mensch und Technik, wie das Fahren mit dem Rad, dazu. „Egal was man macht tagtäglich, man hat ständig die Interaktion zwischen uns als Menschen und der Technik, die uns umgibt.“
Arbeit an technischen Lösungen
Die zentrale Frage, die der Diplom-Physiker in seinen Vorlesungen verfolgt, sei, wie man Technik schaffen kann, die dem Menschen auch hilft. Neben einer Bedarfsanalyse gehöre dazu die Einordnung, ob die Idee umsetzbar sei. „Der schönste Wunsch ist nichts wert, wenn er unrealistisch ist oder an der technischen Möglichkeit vorbeigeht“, sagt er. Zudem gelte es, Konzepte und Prototypen auf ihre hinreichende Funktion zu testen und zu hinterfragen, ob die Lösung den Ansprüchen gerecht werde und den Zweck erfülle, für den sie entwickelt wurde.
Mit dem Wissen aus dem Studium könnten die Alumni beispielsweise als Produktmanager im Bereich App-Entwicklung als Schnittstelle zwischen Entwicklern und Designern fungieren. Viele interessante Arbeitschancen bieten laut Olaf Ueberschär aber auch die Bereiche Medizin- und Sporttechnik. „Keine sportliche Leistung auf Weltniveau wird heutzutage ohne technische Unterstützung geschaffen“, betont er. Damit meine er keine in Schuhsohlen integrierte Sprungfedern, sondern die Analyse von bestimmten Vorgängen im Körper, beispielsweise das Messen von Energiebereitstellung oder Kraftentwicklung.
Auf diese Weise könne man ein Biofeedback geben, damit Trainings sowohl im Leistungssportbereich als auch im Breiten- und Gesundheitssportbereich optimiert werden können, ordnet Olaf Ueberschär ein. Aber auch bei der Rückkehr in normale Bewegungsabläufe nach einer Bandscheiben- oder Kreuzband-Operation seien Erkenntnisse aus der Biomechanik hilfreich, um beispielsweise einseitige Belastungen des Bewegungsapparats durch einen Wechsel in den Schongang zu vermeiden.
Mehr Lebensqualität als großes Ziel
Zudem sei, in Richtung Zukunft gedacht, im Bereich Prothetik ganz vieles denkbar. „Da kann man noch extrem viel tun", betont der 37-Jährige. Und das sollte man auch als Gesellschaft insgesamt im Blick behalten, meint er vor allem angesichts der Möglichkeit, amputierten oder gelähmten Patienten etwas von ihrem Leidensdruck zu nehmen. „Die Maxime der Arbeit meiner Teams ist, dass wir die Lebensqualität in möglichst vielen Bereichen mit Hilfe modernster Technik weiter steigern wollen – und das möglichst für alle Menschen.“
Welche Fortschritte die Biomechanik seiner Meinung nach in den zurückliegenden Jahren bereits gemacht hat, an welchen Projekten zum Thema Künstliche Intelligenz er künftig arbeiten wird, und welche Zusatzaufgaben er neben Lehre und Forschung als Ombudsperson an der Hochschule hat, erklärt Olaf Ueberschär in der 30. Folge des "Science Talks".
Text: Karoline Klimek
Über den Science Talk
Wissenschaft kompakt und kurzweilig aufbereiten – das ist das Konzept des Formats „Science Talk“. Entstanden ist es innerhalb des TransInno_LSA-Teilprojekts „VTrans – Verstetigung von Transferprozessen“. Neben Live-Talks werden Themen aus den Bereichen Forschung, Gründung und Transfer seit November 2020 auch als Podcast zum Nachhören aufbereitet. Am 6. April 2022 ist die vierte Staffel gestartet. Neue Folgen gibt es regelmäßig immer mittwochs im Zwei-Wochen-Rhythmus ab 8 Uhr. Reinhören können Interessierte kostenfrei bei Spotify sowie auf der Website www.sciencetalk.net. Informationen zur aktuellen Folge veröffentlicht das Podcast-Team zudem auf dem Instagram-Kanal vtrans_sciencetalk.
Die nächste Folge erscheint am 18.05.2022. Gesprächspartner ist Doktorant Michael Montag. Er promoviert im hochschulübergreifenden Promotionszentrum Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften der Hochschulen Magdeburg-Stendal, Harz, Merseburg und Anhalt. In seiner Dissertation untersucht er wissenschaftlich, wie bedeutsam der Tastsinn für das Lernen ist.