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Braucht Forschung mehr Umgangssprache?

TransInno_LSA-Teilprojekte präsentieren sich mit ihren Forschungsthemen auf Konferenz für Nachwuchswissenschaftler.

Haben TransInno_LSA auf der NWK vertreten (v.l.n.r.): Tzu-Wen Tseng, Paul Joedecke, Anja Klinner, Kai Ludwig und Carolin Schubert. Foto: Kathleen Vogel

In ihrem Vortrag präsentierte Carolin Schubert vom Teilprojekt TBT Argumente für und gegen die Gleichsetzung der Begriffe 'Third Mission' und 'Dienstleistungen'. Foto: Anja Klinner

Anja Klinner vom Teilprojekt MPASS zeigte in ihrem Beitrag auf, welche Markteintrittsstrategien sie und ihr Team für digitale Plattformen eruiert haben. Foto: Tzu-Wen Tseng

Forschen, vernetzen, gestalten – das ist das Leitmotto der Nachwuchswissenschaftler*innenkonferenz (NWK). Einmal im Jahr treffen sich Masterstudierende, Promovierende und wissenschaftliche Mitarbeitende von Hochschulen, um sich mit der Fachöffentlichkeit über Projekte der angewandten Forschung auszutauschen. Diese Chance nutzten auch Mitarbeitende des Verbundvorhabens TransInno_LSA. Auf der 22. NWK, die vom 11. bis 13. Mai von der Technischen Hochschule Brandenburg (THB) ausgerichtet wurde, waren die Teilprojekte TBT und MPASS präsent.

Mit einem Vortrag zum Thema „Hochschulen als Anbietende von Dienstleistungen: Ein einfacheres Verständnis von Third Mission zur Förderung nachhaltiger Entwicklung“ setzte Carolin Schubert, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt TBT, Impulse für eine grundlegende Diskussion. „In meinem Beitrag ging es um die Fragestellung, wie man den Zugang zu Aktivitäten an Hochschulen erleichtern kann, also wie wir mit Projekten den Kontakt mit der Gesellschaft, für die wir letztendlich Angebote schaffen, noch besser herstellen können“, erklärt sie. „Vor allem wollte ich die Frage aufwerfen, ob abstrakte Begriffe wie ‚Third Mission‘ für diesen Zweck wirklich passend sind. Oder ob Third Mission-Aktivitäten beispielsweise mit ‚Dienstleistungen‘ verglichen und damit mit der in der Gesellschaft bereits verankerten Begrifflichkeit kombiniert oder sogar gleichgestellt werden können.“

Einfachere Sprache baut Barrieren ab

Forschungsthemen seien zwar inhaltlich komplex, allerdings stelle sich für die TBT-Mitarbeiterin die Frage, ob sie nicht dennoch mit einfacheren Worten kommuniziert werden könnten. Dies sei ihrer Meinung nach vor allem bei Third-Mission-Aktivitäten sinnhaft, da diese auf einen gelebten Austausch zwischen Hochschulen, Wirtschaft und Gesellschaft abzielen.

„Ich habe in den Diskussionen auf der Konferenz bestätigt bekommen, dass Third-Mission-Aktivitäten einen großen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit leisten können. Citizen Science-Projekte verzeichnen beispielsweise eine enorme Akzeptanz“, formuliert Carolin Schubert einige Ergebnisse aus den, wie sie sagt, „sehr guten, konstruktiven“ Diskussionsrunden. „Zivilpersonen und Vereine sollten also noch stärker einbezogen werden, um die Gesellschaft zu erreichen.“ Um diese Chance besser zu nutzen, müssten jedoch nicht nur die Angebote, sondern zusätzlich die Sprache niedrigschwellig gehalten werden.

Diese Ansicht teilt Anja Klinner vom Teilprojekt MPASS. „Auch für unser Projekt, in dem wir eine digitale Plattform zur Vernetzung von Personen und Angeboten unterschiedlicher Einrichtungen entwickeln, ist es sinnvoll, über das Lösen sprachlicher Barrieren nachzudenken und darüber, welche Begriffe man verwendet“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Frage nach erfolgreichem Markteintritt

Speziell bei ihrem Projekt seien aber nicht nur die Kommunikation als Verständigungsbasis, sondern auch die Unterschiede in den Strukturen an Hochschulen und Unternehmen eine Herausforderung. Um einen gelebten Austausch zu fördern, sollen die verschiedenen Akteure über ein webbasiertes Portal verbunden werden, das mittels Empfehlungssystem Personen mit fachlichen Qualifikationen und Kompetenzen mit solchen Personen vernetzt, die eine ebensolche Expertise suchen.

In ihrem Vortrag stellte Anja Klinner die aktuellen Erkenntnisse aus dem MPASS-Projekt vor. Vor allem das Thema des erfolgreichen Markteintritts der digitalen Plattform – und damit die Frage nach einer nachhaltigen Etablierung und Verstetigung – hat sie dabei fokussiert. „Die größte Hürde ist das Erreichen einer kritischen Nutzermasse. Damit ein Online-Portal attraktiv wird, müssen sich ausreichend Personen anmelden. Wie man das erreichen kann, haben wir anhand bereits etablierter Plattformen untersucht und daraus potenzielle Markteintrittsstrategien entwickelt“, erklärt sie.

Die Verstetigung von Third-Mission-Projekten, also die dauerhafte Etablierung, wurde anschließend ebenfalls diskutiert. Denn bei den meist auf eine bestimmte Zeit beschränkten Vorhaben sei es wichtig, diese nicht nur kurzfristig zu verfolgen, wie Anja Klinner meint. Dass sehe man auch am Beispiel TransInno_LSA. Das im Rahmen der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ vom Bund geförderte Projekt endet nach fünf Jahren Laufzeit im Dezember 2022. „Unser Team arbeitet derzeit also nicht nur an der Fertigstellung der Plattform, sondern sucht gleichzeitig nach Lösungen, wie das Portal auch nach Ablauf der Förderphase Bestand haben kann. Das dahinterstehende Wissen, die Programmierarbeit und der Mehrwert für Hochschulen sollen danach nicht verloren gehen“, betont sie.

Hochschule Harz ist 2023 Gastgeber

Im Nachgang der NWK wird ein Konferenzband mit wissenschaftlichen Beiträgen zu den diesjährigen Themenschwerpunkten „Klimaschutz im Dreiklang von Innovation, sozialer Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“, „Der Gesundheitssektor im Wandel“, „Sicherheit in Gesellschaft und Wirtschaft im Kontext digitaler Transformation“ und „Trends nachhaltiger Regionalentwicklung“ erscheinen. Dort sind unter anderem Beiträge der Teilprojekte TBT und MPASS zu finden. Der Band wird auf der Website der Technischen Hochschule Brandenburg veröffentlicht.

Die 23. Nachwuchswissenschaftler*innenkonferenz wird an der Hochschule Harz stattfinden. Geplant ist die Veranstaltung vom 31. Mai bis 1. Juni 2023 in Wernigerode.