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Podcast: Damit Kinder und Jugendliche in einer für sie gerechteren Welt leben können

Wie es gelingen kann, die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken, ist Hauptthema in der 26. Folge des Podcast-Formats „Science Talk“.

Die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen zu fördern, ist ein Ziel des Vereins KinderStärken e.V.. Foto: KinderStärken e.V.

Als Professorin für kindliche Entwicklung und Gesundheit sensibilisiert Prof. Dr. Susanne Borkowski Studierende für das Thema Kinderrechte, als wissenschaftliche Leiterin des Vereins KinderStärken e.V. kämpft sie selbst für ein größeres Bewusstsein für die Wünsche und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Wie sie ihr Wirken an der Hochschule Magdeburg-Stendal mit den Praxiserfahrungen aus dem Verein verbindet, wo sie für Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt noch Verbesserungsbedarf sieht und welche Forderungen sie an die Landesregierung hat, erzählt sie in der 26. Folge des Podcast-Formats „Science Talk“.

Mit seinen zwei Studiengängen im Themenbereich Kindheitswissenschaften hat die Hochschule Magdeburg-Stendal eine Vorreiterrolle eingenommen. Die deutschlandweit einzigartigen Lehrangebote sollen Bachelor- und Master-Studierende dazu befähigen, institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen von Kindheit mitgestalten und dabei grundlegende Reformprozesse anstoßen, planen und begleiten zu können. Damit dies nicht nur Theorie bleibt, haben Lehrende gemeinsam mit den ersten Absolventinnen und Absolventin 2008 den Verein KinderStärken e.V. als An-Institut der Hochschule gegründet, wie Prof. Dr. Susanne Borkowski erklärt. „Es geht darum, das, was in der Theorie erarbeitet wird, in den Kindheitswissenschaften in die Praxis zu bringen und damit auch die Region zu einer Kinder- und familienfreundlichen Region zu entwickeln“, verdeutlicht die Professorin. Auf der anderen Seite gebe es die Möglichkeit, auch aus der Praxis wieder in die Theorie zurückzuspiegeln.

Gegenseitiges Lernen von Forschung und Praxis

Die wechselseitige Auseinandersetzung von Theorie und Praxis geschieht auf der Vereinsebene durch auf Praxisforschung angelegte Projekte. Dadurch können die Studierenden bereits während des Studiums berufsbezogene Erfahrungen sammeln. Die zentrale Frage dabei sei, so Borkowski, wo man mit diesen Projekten Praxis positiv beeinflussen und verändern können – und zwar gemeinsam mit den Menschen, mit denen man in den jeweiligen Projekten arbeite. So werden beispielsweise in Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas im Norden Sachsen-Anhalts bedarfsorientierte Weiterbildungen angeboten.

Der KinderStärken e.V. ist zudem Träger des im Oktober 2020 in Sachsen-Anhalt gestarteten Modellprojekts der Ombudschaftlichen Beratung. „Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche eine Möglichkeit haben, sich unabhängig beraten zu lassen – gerade Kinder und Jugendliche, die im Jugendhilfekontext aufgefangen werden“, sagt die Vereinsvorsitzende. Ombudstellen fungieren als unabhängige Informations- und Beratungsstelle sowie als Streitschlichter bei Konflikten von Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien mit Trägern der Kinder- und Jugendhilfe. Dadurch sollen strukturelle Machthierarchien, beispielsweise zwischen Leistungsempfängern und Jugendämtern, ausgeglichen werden. Susanne Borkowski hofft nun auf die Weiterführung und langfristige Etablierung des Modells in Sachsen-Anhalt.

Professorin sieht Nachholbedarf beim Thema Kinderarmut

Denn obwohl das Bundesland sowohl mit diesem Modellprojekt als auch durch die Stärkung der Kinder- und Jugendbeteiligung in Kommunen, unter anderem durch die Gründung des Landeszentrums Jugend und Kommune, wichtige Schritte für das Wohl von Kindern und Jugendlichen gemacht habe, sieht die Professorin noch an einigen Stellen Nachholbedarf. „Das Thema Kinderarmut ist nach wie vor eins, was nicht gut strukturiert angegangen wird. Wir sind das Land mit den hohen Kinderarmutsraten und da ist leider nicht viel passiert, auch in der letzten Legislaturperiode“, kritisiert sie. Gerade mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie sei das aber nötig, weil ein noch stärkeres Auseinandergehen der Schere zwischen Arm und Reich zu beobachten sei.  „Hier brauchen wir dringend gute Strukturen und gute Strategien, um Kinder und Jugendliche gut zu begleiten und zu unterstützen, die in Armutslagen aufwachsen.“

Lösungsvorschläge hat sie auch schon parat. Eine ihrer Forderung ist, dass Eltern generell gut bezahlte Jobs haben sollten, um Kinderarmut insgesamt zu verhindern. „Aber dort, wo Kinder in Armutslagen aufwachsen, brauchen wir ein vernetztes Vorgehen und ein Vorgehen, was ermöglicht, dass Kinder aus diesen Armutslagen auch langfristig herauskommen. Das heißt, wir brauchen gute Bildungsangebote für die Kinder, wir brauchen Unterstützung, die vielleicht durch die Familien nicht geleistet werden kann, wir brauchen eine elternunabhängige Bewertung ihrer Einkommenssituation, ihrer Lebenssituation“, formuliert Susanne Borkowski.

Was für eine Stärkung der Kinderrechte politisch noch notwendig und wichtig ist, an welchen konkreten Projekten der Verein derzeit arbeitet und was die Professorin generell in ihrer Arbeit motiviert, erfahren Hörerinnen und Hörer in der aktuellen Folge des Podcast-Formats „Science Talk“.

Text: Karoline Klimek

 


 

Über den Science Talk

Wissenschaft kompakt und kurzweilig aufbereiten – das ist das Konzept des Formats „Science Talk“. Entstanden ist es innerhalb des TransInno_LSA-Teilprojekts „VTrans – Verstetigung von Transferprozessen“. Neben Live-Talks werden Themen aus den Bereichen Forschung, Gründung und Transfer seit November 2020 auch als Podcast zum Nachhören aufbereitet. Am 3. November ist die dritte Staffel gestartet. Neue Folgen gibt es regelmäßig immer mittwochs im Zwei-Wochen-Rhythmus ab 8 Uhr. Reinhören können Interessierte kostenfrei bei Spotify sowie auf der Website www.sciencetalk.net. Informationen zur aktuellen Folge veröffentlicht das Podcast-Team zudem auf dem Instagram-Kanal vtrans_sciencetalk.

 

Die nächsten Termine im Überblick

  • 2. März: Prof. Dr. Nicole Wetzel, Professorin für Neurokognitive Entwicklung an der Hochschule Magdeburg-Stendal und Leiterin der Unabhängigen Forschergruppe „Neurokognitive Entwicklung“ am Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg (LIN)
  • 6. April: Start der vierten Staffel